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Interview: Stahl und Zink, das Dream-Team der Nachhaltigkeit

Interview mit Gerd Deimel, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Feuerverzinken, über Stahl, Feuerverzinken und Nachhaltigkeit.

Frage: Herr Deimel, Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Beschäftigt sich die Feuerverzinkungsindustrie auch mit diesem Thema?
Deimel: Auf jeden Fall, allerdings ist Nachhaltigkeit für uns kein neues Thema. Durch Feuerverzinken wird Stahl dauerhaft gegen Korrosion geschützt. Hierdurch werden Güter und Werte für viele Jahrzehnte bewahrt. Schätzungen gehen davon aus, dass pro Jahr in Deutschland Werte von mehr als 90 Milliarden Euro durch Korrosion zerstört werden. Ohne die Feuerverzinkung wäre diese Zahl deutlich höher. Durch mehr Feuerverzinken könnte die derzeitige korrosionsbedingte Zerstörung von Gütern und Werten drastisch reduziert werden. Feuerverzinken ist also ein echter Beitrag zur Ressourcenschonung. Die Bedeutung des Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken wird unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten in der Öffentlichkeit vielfach unterschätzt. Dabei repräsentiert kaum ein anderes Produkt oder Verfahren die Idee der Nachhaltigkeit und des Denkens an morgen so gut wie das Feuerverzinken.

Frage: Jetzt werden Sie aber philosophisch.
Deimel: Mag sein, dass das so klingt, aber es ist nicht nur meine Auffassung. Nachhaltigkeitsexperten zählen das Feuerverzinken zur wichtigen Gruppe der sogenannten LongerLife-Produkte, die andere Baumaterialien dauerhafter machen und ihnen ein längeres Leben schenken. Betrachtet man Aufwand und Nutzen, so verleihen LongerLife-Produkte ihrem Trägermaterial einen Nachhaltigkeits-Bonus. LongerLife-Produkte verlängern den Lebenszyklus und tragen erheblich zur Verbesserung der Ökobilanz eines Gebäudes bei. Die Nachhaltigkeit des Stahls wird durch das LongerLife-Produkt Feuerverzinken deutlich verbessert.
 
Frage: Ist die Nachhaltigkeit des Stahls denn so schlecht, dass sie eines LongerLife-Produktes wie der Feuerverzinkung bedarf?
Deimel: Absolut nicht. Stahl ist ein extrem leistungsfähiger Werkstoff und wird wie Zink als regenerativer Baustoff in geschlossenen Werkstoffkreisläufen hergestellt. Stahl kann wie Zink unendlich oft ohne Qualitätsverlust recycelt werden. Stahl wird nicht verbraucht, sondern stets neu genutzt und entspricht so dem Cradle to Cradle-Prinzip, der Leitidee für ökoeffektives Wirtschaften. Stahl hat aber auch eine Achillesferse - die Korrosion. Durch Feuerverzinken wird diese Schwäche nicht nur einfach kompensiert, sondern es entsteht eine neue Werkstoffkombination, die dem Stahl verbesserte Materialeigenschaften verleiht - auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Stahl und Zink sind kongeniale Partner, die beim Feuerverzinken quasi zu einem Dream-Team der Nachhaltigkeit verschmelzen.

Frage: Das klingt ja erstmal gut. Ist das auch in Zahlen belegbar?
Deimel: Aber selbstverständlich. Sowohl die Stahlindustrie als auch die Feuerverzinker haben ihre Hausaufgaben gemacht und agieren diesbezüglich vorbildlich. Es gibt sogenannte Umweltproduktdeklarationen, englisch EPD abgekürzt, für Baustahl und für das Feuerverzinken. Sie machen detaillierte Angaben zu den Umweltauswirkungen von Stahl und Feuerverzinken. Hierzu gehört beispielsweise der CO2-Ausstoß, der den erdwärmenden Treibhauseffekt verursacht. Für die Umweltproduktdeklaration zum Feuerverzinken wurden Daten zum Umweltschutz in rund 50 repräsentativen Feuerverzinkereien in Europa abgefragt. In Ergänzung zu der vorliegenden europäischen EPD arbeiten wir derzeit an einer nationalen EPD, da wir davon ausgehen, dass die deutschen Feuerverzinker ökologisch noch vorbildlicher agieren. Die ökologischen Stärken des Feuerverzinkens werden aber auch durch Studien und Untersuchungen von Universitäten und Forschungsinstituten belegt.

Frage: Können Sie hier ein wenig mehr ins Detail gehen?
Deimel: Ja, sehr gerne. Die Technische Universität Berlin hat beispielsweise das Feuerverzinken mit Beschichtungen unter Nachhaltigkeitsaspekten am Beispiel eines Parkhauses verglichen. Mit einem eindeutigen Ergebnis. Das Feuerverzinken war in allen relevanten Kategorien deutlich umweltfreundlicher als das Beschichten. So zeigt die Studie beispielsweise, dass durch Beschichten 3 mal mehr Ressourcen verbraucht werden, 2,6 mal mehr CO2 erzeugt wird und ein 5,5 mal höherer Beitrag zur Überdüngung von Gewässern entsteht. Das renommierte finnische Umweltforschungsinstitut VTT Technical Research Centre verglich identische Balkonsysteme in feuerverzinkter und beschichteter Ausführung und kam zu ähnlichen Ergebnissen. Bei einer 60jährigen Nutzungsdauer wurde durch Beschichten 9 mal mehr Energie verbraucht als durch Feuerverzinken.

Frage: Wie sind diese überraschenden Ergebnisse zu erklären?
Deimel: Für mich sind diese Ergebnisse gar nicht so überraschend. Sie belegen nur das, was eigentlich schon jeder wusste oder zumindest geahnt hat. Ein extrem langlebiges Produkt wie feuerverzinkter Stahl, das beliebig oft mit relativ geringem Energieaufwand recycelt werden kann, muss zwangsläufig sehr nachhaltig sein. Die mit großem wissenschaftlichem Aufwand entstandenen Ergebnisse versetzen uns in die Lage die hervorragenden Nachhaltigkeitseigenschaften der Feuerverzinkung jetzt klar zu quantifizieren. Das schafft eine neue Qualität der Transparenz um die Nachhaltigkeit von Korrosionsschutzsystemen zu vergleichen und zu bewerten. Eine faktenbasierte Korrosionsschutzentscheidung führt immer zum Feuerverzinken.

Herr Deimel, vielen Dank für das Gespräch. 

Backgrounder:
Der Industrieverband Feuerverzinken e.V. und seine Serviceorganisation, das Institut Feuerverzinken GmbH, vertreten die deutsche Stückverzinkungsindustrie. Die Mitglieder des Industrieverbandes Feuerverzinken repräsentieren rund 70 Prozent des deutschen Stückverzinkungsmarktes. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland ca. 1,9 Mio. Tonnen Stahl stückverzinkt. Wichtige Anwendungsbereiche des Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken sind u. a. Architektur und Bauwesen sowie die Verkehrstechnik und der Fahrzeugbau. Weitere Informationen zum Feuerverzinken unter: www.feuerverzinken.com.

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