Feuerverzinkungsindustrie schiebt die Dekarbonisierung an, benötigt aber weiterhin Erdgas als Brückentechnologie

Feuerverzinkungsindustrie schiebt die Dekarbonisierung an, benötigt aber weiterhin Erdgas als Brückentechnologie

09.08.2022

Düsseldorf, 09. August 2022

Der enorme Kostendruck und die Unsicherheit hinsichtlich der Erdgasversorgung haben in den letzten Monaten dazu geführt, dass die Verzinkungsindustrie ihre Anstrengungen zur Reduzierung des Energieverbrauchs ausgeweitet hat. Dabei konnten bereits Einsparungen durch eine gezielte Prozessanalyse, das Umstellen von Prozessen und das Warten von Anlagentechnik erzielt werden. Unter bestimmten Bedingungen sind die Verzinkereien in Deutschland mittel- und langfristig in der Lage, auf andere Energiequellen umzustellen. Dazu wird es eine detaillierte Roadmap auf Verbandsebene geben. 

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nicht wenige Unternehmen der Branche technische und finanzielle Unterstützung bei den künftigen Aufgaben benötigen. Das Umstellen auf andere Energiequellen ist zudem kein günstiges Unterfangen, das sollte seitens der Politik berücksichtigt werden.  

„Wir wollen mittelfristig andere Energieträger nutzen und CO2 reduzieren. Dafür brauchen wir aber bestimmte Grundvoraussetzungen, wie eine umfassende Unterstützung bei der Transformation, Planungssicherheit bei den Energiekosten und einen effizienten Prozess bei den Genehmigungen. Vor allem kleinere Betriebe müssen bei diesem Prozess begleitet werden, sonst wird es schwierig“, so Martin Kopf, Vorsitzender des Industrieverbandes Feuerverzinken. 

Die deutsche Feuerverzinkungsindustrie benötigt aber weiterhin Erdgas als kurz- und mittelfristige Brückentechnologie. Kommt es im Winter zu Gas-Lieferstopps, bleiben nur wenige Stunden zur Verfügung, bis das Zink im Zinkbad erstarrt und in einen festen Zustand übergeht. Es könnten enorme Sachschäden entstehen. 

Feuerverzinkter Stahl wird u.a. in der Energieinfrastruktur (bspw. regenerative Energieanlagen, Freileitungsmaste), Verkehrsinfrastruktur (bspw. Leitplanken) oder bei der Solarenergie (bspw. Agri-PV) verwendet. Die Bau- und Automobilindustrie sind auf Zulieferungen und Dienstleistungen der Feuerverzinker angewiesen, es gehen aber auch feuerverzinkte Produkte an die Bundeswehr, Feuerwehren, das THW und den Katastrophenschutz. Deswegen ist es so wichtig, dass die Feuerverzinker als Industrie mit besonderen Merkmalen eingestuft und auch im Fall einer Gasmangellage weiterhin mit Erdgas versorgt werden.


„Von unseren Mitgliedern nutzen 95 Prozent Erdgas, ein Umstieg auf andere Energieträger ist kurzfristig nicht möglich. Genehmigungen, Verfügbarkeit, Investitionen und technische Gründe behindern uns und verzögern diesen Prozess. Vereinzelt finden Umstellungen bereits statt, eine kurzfristige und vollständige Umrüstung kann es aber selbst bei bestem Willen nicht geben“, sagt Sebastian Schiweck, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbandes Feuerverzinken.  

Weitere Hintergrundinfos finden Sie hier: Positionen

Backgrounder:
Der Industrieverband Feuerverzinken e.V. und seine Serviceorganisation, die Institut Feuerverzinken GmbH, vertreten die deutsche Stückverzinkungsindustrie. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland mehr als 2 Mio. Tonnen Stahl stückverzinkt. Beim Feuerverzinken werden Stahlbauteile durch das Eintauchen in eine Zinkschmelze bei 450° C veredelt. Wichtige Anwendungsbereiche des Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken sind u. a. Architektur und Bauwesen sowie die Verkehrstechnik und der Fahrzeugbau. Zunehmend wird das Feuerverzinken auch aufgrund seiner Brandschutzeigenschaften eingesetzt. Feuerverzinkter Stahl spielt eine große Rolle bei der Energietransformation, da er in der PV, den Windanlagen und der Distribution der grünen Energie unverzichtbar ist. Die Werkstoffe sind mechanisch hoch belastbar, ressourcenschonend und nachhaltig durch seine Recyclingfähigkeit, Wieder- und Weiterverwendbarkeit. Weitere Informationen zum Feuerverzinken unter: www.feuerverzinken.com.

Über den Bundesverband Feuerverzinken e.V.

Der Bundesverband Feuerverzinken e.V. und seine Serviceorganisation, das Institut Feuerverzinken GmbH, sind das Herz der deutschen Feuerverzinkungsindustrie – mit Standorten in Düsseldorf und Berlin. Als zentrale Interessensvertretung vereinen sie 112 führende Unternehmen, die sich auf das Feuerverzinken spezialisiert haben oder Zulieferer darstellen. Das Feuerverzinken ist eine bewährte Methode, um Stahl durch eine Zinkschicht dauerhaft vor Korrosion zu schützen. Seit seiner Gründung im Jahr 1958 hat der Verband kontinuierlich an Bedeutung gewonnen.

Heute verarbeiten die Mitglieder jährlich 1,8 Millionen Tonnen Stahl und erzielen dabei einen Umsatz von etwa 1 Mrd. Euro. Mit rund 4.800 engagierten Mitarbeitenden treibt die Branche Innovation und Qualität voran. Der Verband vertritt die wirtschaftlichen und technischen Interessen seiner Mitglieder und setzt sich auch aktiv für Standardisierung und Nachhaltigkeit im Feuerverzinken ein. Durch gezielte Branchenkommunikation, Forschung und Entwicklung sowie ein umfassendes Schulungs- und Veranstaltungsprogramm stärkt der Verband die Position seiner Mitglieder auf dem Markt.